"Liebe Frau Veltzke,
anbei einer Erklärung meinerseits zu den
Äußerungen von Herrn Müller.
Ich beziehe mich ausschließlich auf die
Ereignisse der letzten Wochen.
Die Ereignisse der vergangenen Woche zeigen auf,
dass wir die verabscheuungswürdigen Gewalttaten rechtsstaatlich ahnden und die
Ursachen gesellschaftlich bekämpfen müssen. Die Mittel dazu sind
vorhanden.
Einen undifferenzierten
"Glaubenskrieg" vom Zaun zu brechen, ist ein weiterer Weg zur
Konfrontation und dient nicht der Lösung der Konflikte, die viele Ursachen
haben. Das "Geschäft mit der Angst" muss aufhören.
Wir und auch Herr Müller müssen zur Kenntnis
nehmen, dass die Täter überwiegend Bürger des Landes waren, in dem sie
ihre unmenschlichen Angriffe vollzogen. Sie kamen also nicht selten aus der
Mitte unserer europäischen Gemeinschaft. Hier haben sie über viele Jahre
gelebt, gelernt und gearbeitet.
Es ist vor diesem Hintergrund zu einfach und
nicht zielführend, geschlossene Landesgrenzen zu verlangen, um diese Taten zu
unterbinden.
Wir müssen uns die Frage stellen, was im
Miteinander der Menschen und Kulturen in Europa seit vielen Jahren falsch
gelaufen ist? Was müssen wir im Miteinander anders machen? Was bringt Menschen
aus unserer vermeintlichen Mitte dazu, sich zu radikalisieren? Radikalisieren
sie sich, weil sie sich bereits "ausgegrenzt" fühlen?
Und diese Fragen werden uns durch die notwendige
Integration vieler Flüchtlinge in den letzten Monaten um so deutlicher vor Augen
geführt und bedürfen endlich Antworten. Wir sollten uns auch endlich von dem
Gedanken lösen, dass wir nur die Gebenden sind.
Antworten auf die aktuelle Krise können nur im
Zusammenhang von weltweiter Wirtschaftsentwicklung, Globalisierung und der
Einhaltung der Grundrechte aller Menschen gefunden werden. Fehler der Geschichte
dürfen nicht wiederholt werden. Kein Glaube und keine Nation hat das
"Herrenrecht" über Dritte. Aktuelle Entwicklungen bedürfen aktueller
Antworten und zwar auf allen Ebenen unserer Gesellschaft. Diese Antworten
können nur im solidarischen Miteinander und nicht unter dem Primat des Kapitals
gefunden werden. Fremdenhass und Ausgrenzung sind dabei die falschen Ansätze.
Wer dieses Gedankengut fördert, spielt mit dem Feuer.
Uta Knebel"
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