Durch das Zentrum für interdisziplinäre Gesellschaftsforschung an der Uni Jena erfolgte eine siebenjährige Studie durch Befragungen zur Wirksamkeit von Hartz IV.
Deren Sprecher Prof. Dr. Klaus Dörre kam zu einer erschreckenden Bilanz, welche uns eigentlich bekannt ist, nun aber durch Wissenschaftler belegt wird und unsere Forderung
„Hartz IV muss weg“ erneut untermauert.
Hier die wesentlichen Erkenntnisse aus der Studie:
- Hartz IV erzeugt Passivität, wo sie Aktivität vorgibt.
Der Anspruch war die Erwerbsorientierung der Betroffenen zu verändern je besser man die Erwerbslosigkeit gestaltet.
Dabei wurde ausgeblendet, dass Erwerbsorientierung im Laufe des Lebens angeeignet wird, relativ stabil ist und nicht einfach umgeformt werden kann. - Das oft geschaffene Bild der Hatz IV-Empfänger als faule, passive Langzeitarbeitslose, die es sich in der Hängematte des Wohlfahrtsstaates bequem machen, konnte nicht festgestellt werden.
Es besteht laut Untersuchungsergebnis aus einer kleinen Gruppe von etwa acht bis zehn Prozent, die nicht mehr kann oder nicht mehr will. Bei ihnen kann man mit Sanktionen nicht viel bewegen.
Ein Überwachungssystem, ein Gängelungsapparat bis in private Lebensbereiche ist unsinnig und rechtfertigt den Aufwand nicht.
Eine reiche Gesellschaft muss eine solche Gruppe aushalten. - Das Gros der Erwerbslosen und prekär Beschäftigten ist von sich aus aktiv.
Die Aktivitätsbemühungen gehen aber an ihnen vorbei und nutzen ihnen wenig bis gar nichts. Für kaum einen Befragten hat es Verbesserungen gegeben. Den Sprung aus dem Leistungsbezug haben ganz wenige geschafft. - Im Untersuchungszeitraum durchliefen manche Befragte zehn, zwölf Stationen (Umschulung, Praktikum, Ein-Euro Job) Am Ende sind sie wieder im Leistungsbezug gelandet.
- Das Zusammenlegen von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe wurde vom Gesetzgeber als Besserstellung für Sozialhilfeempfänger verkauft. Das Gegenteil ist der Fall: Langzeitarbeitslose, betrachten es als Kränkung, jetzt auf eine Stufe mit Sozialhilfeempfängern gestellt zu werden.
- Als „Hartzi“ bezeichnet zu werden, ist ein Stigma, eine Diskriminierung, welche man nicht los wird und mit welchem man in Alltagssituationen immer wieder konfrontiert wird.
- Je länger man im Hartz-IV-Bezug bleibt, desto stärker wird man gezwungen, sich mit materieller Knappheit und fehlender Anerkennung zu arrangieren.
Man meidet Menschen mit Arbeit, weil man nicht will, dass das Gespräch auf ihre Situation kommt.
Man trifft sich immer häufiger mit seinesgleichen und entwickelt einen Überlebenshabitus, welcher der Gesellschaft die Stigmatisierung - das Abstempeln zum Asozialen erleichtert.
Das führt dazu, dass man sich immer weiter isoliert und es somit immer schwerer wird, zur Mehrheitsgesellschaft zu gehören.
Fazit der Studie:
- Sanktionen gegen Hartz IV-Empfänger aufheben;
- Sinnvolle Beschäftigung schaffen: im Dienstleistungssektor etwa in den Pflege- und Bildungsbereichen besteht hier großer Nachholbedarf;
- ein gesetzlicher Mindestlohn ist notwendig.
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